Kommt nicht in die Tonne - Leben ohne Müll

Plastik hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern ist auch schlimm für die Umwelt. Wissenschaftler schätzen, dass es bis zum Jahr 2050 dreimal mehr Plastikmüll in den Meeren geben könnte als Fische. Doch was wäre, wenn wir einfach keinen Müll mehr produzieren würden?

Jeder Deutsche wirft im Schnitt 37 Kilo Plastikabfall in den Müll. Tatsächlich gibt es kaum mehr einen Bereich in unserem Leben, der frei von Plastik ist. Unsere Nahrung ist darin verpackt, unsere Kleidung besteht in vielen Fällen daraus, oft finden wir es in Form von Mikroplastik in unseren Pflegeprodukten. Der Kunststoff ist auf viele Arten bedenklich. Schon für die Herstellung wird die endliche Ressource Erdöl und eine Menge Energie genutzt. Viele Bestandteile des Kunststoffs sind gesundheitsschädlich. Und die Verwertung und Entsorgung ist längst nicht so gut wie es scheint.

Nur 40 Prozent des Plastikmülls in der EU wird tatsächlich recycelt, der Rest wird verbrannt oder auf Deponien entsorgt, oder landet in der Umwelt und den Meeren. In einigen Gegenden der Welt ist das Plastikproblem so groß, dass nur noch strenge Maßnahmen helfen. Weil zum Beispiel der wunderschöne Atitlán-See in Guatemala stark verschmutzt ist, hat der Bürgermeister des Seedorfes San Pedro La Laguna jetzt Plastikverpackungen, die in großen Mengen Atitlán-See landen, verboten.

Natürlich verpackt: Für Früchte und Gemüse braucht man keine Tüte (© Brooke Cagle)

Zero Waste: Nur noch ein Glas Müll pro Jahr

Was aber wäre, wenn wir die eigene Müllproduktion drastisch verringern könnten? Genau das versucht die Zero-Waste-Bewegung. Die Pionierin Bea Johnson aus den USA macht es vor. Sie, ihr Mann und die beiden Kinder verursachen pro Jahr nur noch so viel Müll, dass alles in ein Einmachglas passt. Und damit ist sie längst nicht mehr allein. Weltweit versuchen Anhänger der Zero-Waste-Bewegung möglichst keinen Müll mehr zu produzieren. Aber wie stellt man das an? Bea Johnson folgt dem Prinzip der fünf „R“: Refuse, Reduce, ReUse, Recycle und Rot. Vermeiden, Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln und Kompostieren. Ein Leben nach den fünf „R“s erfordert einige Überlegung und am Anfang etwas Zeit. Aber lernen kann es jeder. Der bekannte Pop-Musiker Jack Johnson schrieb sogar einen eigenen Song für Kinder, um sie für das Thema Mülltrennung und Müllvermeidung zu begeistern.

Was also brauche ich wirklich? Und wo bekomme ich diese Dinge dann plastik- oder verpackungsfrei? Was kann ich selbst machen? Kann ich Dinge auch leihen, damit ich sie nicht kaufen muss? Kann ich etwas reparieren lassen, anstatt es in den Müll zu werfen? Und wie kann ich organischen Müll am besten kompostieren?

Bei Zero Waste Ikone Bea Johnson entsteht fast kein Müll (© Michael Clemens, Sees The Day)

Müllfrei leben – Wo soll ich nur anfangen?

Im Supermarkt um die Ecke gibt aber kaum etwas, das nicht verpackt ist. Selbst auf Äpfeln und Bananen prangen Aufkleber, die Gurke ist in Plastik verschweißt. Zum Glück bietet die Zero-Waste Community inzwischen eine Flut von Informationen mit nützlichen Tipps und Know-How zum müllfreien Lifestyle. Der größte deutschsprachige Blog ist Wasteland Rebel. Hier lernt ihr viel über die Alternativen.

Auch Unverpackt-Läden und Wochenmärkte bieten gute Möglichkeiten. Jutebeutel und Einmachgläser sind die Grundausstattung für einen plastikfreien Einkauf. Viele Pflegeprodukte und Haushaltsmittelprodukte können mit ein paar Zutaten leicht selbst hergestellt werden. Und Kleider shoppt man im Bedarfsfall Secondhand. Auch erste herkömmliche Supermärkte scheinen das Problem erkannt zu haben. In den Niederlanden bietet die Supermarktkette Ekoplaza seit Anfang des Jahres in zunächst einer Filiale 700 Produkte plastikfrei an und setzt vermehrt auf recycelbare Verpackungen aus Karton und Glas.

Verpackungsfreie Zone: Die Original Unverpackt Läden (© Original Unverpackt GmbH)

Wem der Zero-Waste Lifestyle zunächst zu zeitaufwändig oder zu kompliziert erscheint, kann im Kleinen beginnen. Da macht schon die Zahnbürste aus Bambus oder eine unverpackte Seife anstatt eines Duschgels oder Shampoos einen großen Unterschied. Oder die Vermeidung von Einmalprodukten. Less-Waste lautet hier die Devise, denn das Ergebnis ist am Ende weniger Müll und eine weniger belastete Umwelt.

Autorin: Nina Ryschawy