„The Ocean Cleanup“ räumt das Meer auf

In unseren Ozeanen schwimmen große Mengen an Plastikmüll, Billionen von Plastikteilen. Sie sind nicht nur schädlich für die Flora und Fauna der Weltmeere, sondern auch für den Menschen. Der Niederländer Boyan Slat startet mit „The Ocean Cleanup“ ein einzigartiges Projekt und räumt nun die Meere auf. Gut so, finden wir!

Die Bilder hat wahrscheinlich jeder schon gesehen. Große Plastikteppiche schwimmen auf den Meeren. Das einst so tolle und extrem haltbare Produkt Plastik ist zur Plage und zur Gefahr für unsere Ozeane geworden. Dabei treibt das Plastik an der Oberfläche, Tiere sterben in den Müllstrudeln oder verenden am gefressenen Plastik. Große Plastikstücke zerfallen zu Mikroplastik, gelangen neben giftigen Stoffen, die während des Zersetzungsprozesses entstehen, in die Nahrungskette und landen schlussendlich auf unserem Teller.

Viel zu viel Plastik landet in der Umwelt - mit verheerenden Folgen / © Dustan Woodhouse

Eine zündende Idee zur Rettung der Meere

Als Boyan Slat 2011 im Urlaub beim Tauchen mehr Plastik als Fische und andere Lebewesen findet, versucht er eine Lösung für das Müllproblem zu erarbeiten. Bereits 2012, nach seinem Highschool-Abschluss stellt der Niederländer seine Idee auf einer TedX-Conference in Delft vor. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde eine Müllentfernung in den Ozeanen entweder nicht in Betracht gezogen, oder als unmöglich angesehen. Es gab nicht einmal genaue Informationen darüber, wie groß die Müllteppiche auf den Meeren genau waren. Fest stand, dass eine Entfernung des Mülls mit Schiffen und Netzen keine Lösung war. Denn dies würde erheblichen Aufwand bedeuten, viele Emissionen verursachen und eine Gefahr für Flora und Fauna darstellen.

Ocean Cleanup sagt dem Plastik im Meer den Kampf an / ® The Ocean Cleanup

Boyan Slat entschied sich also für ein passives System, welches die Meere säubern soll. Der Erfinder stieß auf viel Kritik. Die Umsetzbarkeit und Funktionalität des Projektes wurde in Frage gestellt, ebenso die Umweltfreundlichkeit. 2014 stellte er eine Studie in New York vor und zeigte so der Welt, dass „The Ocean Cleanup“ in allen Punkten durchführbar ist.

Boyan Slat 2018 beim Testlauf des Ocean Cleanup Systems / ® The Ocean Cleanup

Was ist „The Ocean Cleanup“?

Insgesamt existieren fünf große Müllstrudel in den Weltmeeren. „The Ocean Cleanup“ nutzt diese Strudel für sich. Statt große Netze durch die Strudel zu ziehen um den Müll zu fangen, wird der Müll nun durch Wind, Wellen und Strömung in die Filteranlage getrieben.

Im Prinzip besteht die Anlage aus riesigen schwimmenden Fangarmen, an denen ein Vorhang aus einem sehr feinen Netz, der drei Meter tief ins Wasser hängt. Dieses ist lang genug um den Müll zu filtern, produziert aber keinen Beifang, da Fische und andere Tiere unter ihnen durchschwimmen können.

The Ocean Cleanup funktioniert wie ein Sieb / © The Ocean Cleanup

Durch die U-Form der Anlage treibt das Plastik an den Armen entlang, wird eingefangen und dann aus dem Wasser geholt. Das System mit Lichtern, Kameras, Sensoren und Satellitenantennen versorgt sich selbst durch Solarkraft und die Kraft von Strömung und Wellen. Der CO2-Fußabdruck der gesamten Anlage gleicht dem von ein paar hundert Autos. Das gesammelte Plastik wird entweder recycelt oder kann in Öl umgewandelt werden. Dieses Video zeigt, wie der Ocean Cleanup funktioniert.

Ein Netz in Form eines Hufeisens sammelt den Plastikmüll im Meer / © The Ocean Cleanup

Das Aufräumen hat begonnen

Am 8. September 2018 wurde „The Ocean Cleanup System 001“ von der Bucht von San Francisco aus auf den Weg in den Nordpazifik geschickt. Hier befindet sich das sogenannte „Great Pacific Garbage Patch“, der größte Müllstrudel den es auf den Weltmeeren überhaupt gibt. Er ist fast so groß wie Europa.

Boyan Slat beim Testlauf im September 2018 in der Bucht von San Francisco / © The Ocean Cleanup

Dort ist das System nun in seiner Testphase. Wird der Test ein Erfolg, so wäre es möglich, den Nordpazifischen Müllstrudel mit nur 60 Systemen innerhalb von fünf Jahren um die Hälfte zu verringern. Doch auch wenn es nun wahrscheinlich eine Lösung für das Plastikproblem gibt, letztendlich ist es an jedem von uns, Plastik so weit wie eben möglich zu vermeiden.

Es gibt noch Hoffnung für plastikfreie Meere / © The Ocean Cleanup

Viele spannende Tipps für ein Leben ohne Müll findet ihr übrigens in unserem Blogbeitrag Kommt nicht in die Tonne und in unserem „Bright Minds“ Interview mit Zero Waste-Bloggerin Shia Su.

Autorin: Nina Ryschawy